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12. Juni 2025ISG-Schmerz : Mythos oder Wahrheit?
Das Iliosakralgelenk (kurz: ISG, SIG) befindet sich zwischen unserem Darmbein (Ilium) und dem Kreuzbein (Sacrum). Das beidseitig angelegte Gelenk gilt mit einer Gesamtbeweglichkeit von etwa 2° bzw. 2mm als äußerst straff und fest (Raj, 2022). Der kräftige Bandapparat limitiert die Beweglichkeit und gewährleistet so einen stabilen Beckenring, auf dem der gesamte Oberkörper verankert ist.
Viele Menschen mit Rücken-, Becken-, Leisten- und Beinschmerzen verdächtigen ihr Iliosakralgelenk als Schmerzursache (O'Sullivan, 2007). Die medizinischen Berufsgruppen sind jedoch sehr gespalten, wodurch sich drei Denkschulen herauskristallisierten (Laslett, 2008):
- Gruppe 1 erachtet den ISG-Schmerz als irrelevant bzw. als nicht möglich
- Gruppe 2 vertraut auf die Injektion von Schmerzmittel ins Gelenk, um eine Beteiligung des ISG am Schmerzgeschehen belegen zu können
- Gruppe 3 vertraut auf die manuelle Untersuchung der Beckengelenke, um eine Fehlfunktion des ISGs zu erkennen
Meiner Ansicht nach kommt das ISG sehr wohl als Ursache für Leistenschmerz, Oberschenkelschmerz oder auch Rückenschmerz in Frage, jedoch seltener als vermutet. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen einer ISG-Blockade und einer Überbeweglichkeit im ISG. Blockaden verringern die Elastizität des Beckengürtels, wohingegen eine Überbeweglichkeit zur Überlastung des Kapsel-Band-Apparates führen kann. Frauen, die nach der Geburt ihres Kindes ISG-Schmerzen entwickeln, profitieren von gezielten Stabilisationsübungen deutlich mehr (Laslett, 2008) als von Beckenübungen ohne Fokus auf die Stabilität.

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